Raphael Lanner: „Schwächere Schüler*innen erleben positives Feedback.“

#unterrichtseinsatz

05. Dez. 2022 10 Minuten


Stimmen aus der Praxis


Interview von Karl Marquardt. Das Gespräch wurde am 5. August 2022 geführt.

Lanner Raphael


STUDYLY: Lieber Raphi, schön, dass du dir Zeit nimmst für unser Gespräch. Vielleicht zuerst, an was für einer Schule arbeitest du denn?

RAPHAEL: Ich unterrichte an einem Wiener Oberstufenrealgymnasium mit fünf Klassen. Das ist eine Privatschule in Unter St. Veit.


STUDYLY: Wie ließe sich eure Klientel beschreiben?

RAPHAEL: Ganz gemischt. Wir haben sehr viele Kinder, die teilweise auch aus dem Ausland zu uns kommen, zum Beispiel aus China, aus der Ukraine, aus Russland. Die haben manchmal ein bisschen Probleme mit dem Deutsch, sind aber tendenziell ganz brav dabei und sehr motiviert.


STUDYLY: Wie viele Mathe-Klassen hast du? Und wie lange oder mit welchen Klassen verwendest du Studyly?

RAPHAEL: Wir haben in der Schule insgesamt fünf Klassen, die ich aktuell alle unterrichte. Studyly setze ich in allen Klassen ein. In der fünften, sechsten, siebten, achten ganz regulär und in unserer Übergangsstufe phasenweise, sage ich jetzt mal, wo es inhaltlich halt ganz gut dazu passt.


STUDYLY: Was ist dein Eindruck, wie Studyly bei Schüler*innen ankommt?

RAPHAEL: Sehr unterschiedlich. Also generell, kann ich auf jeden Fall sagen, sehr positiv. Es gibt sehr viele Schüler*innen, die wirklich intensiv damit arbeiten. Tatsächlich haben mich jetzt in den Sommerferien sogar Schüler*innen angeschrieben, ob ich ihnen nicht noch mehr Übungen zur Verfügung stellen kann als Vorbereitung für die Nachprüfung. Es gibt halt leider auch viele Schüler*innen, die es einfach gar nicht annehmen, was aber nicht spezifisch an Studyly liegt, sondern daran, dass ihnen generell die Motivation zu lernen fehlt, also die Bereitschaft, auch etwas zu tun.


STUDYLY: Kannst du etwas über die Fortschritte und Motivation bei den Schüler*innen erzählen, die mit Studyly üben?

RAPHAEL: Ich persönlich sehe bei den meisten Schüler*innen, die mit Studyly üben, doch deutliche Fortschritte und Lernerfolge, ganz ehrlich. Was für mich auch ganz wichtig ist und was ich betonen möchte, ist, dass auch die schwächeren Schüler*innen durch Studyly positives Feedback erleben, wenn sie eine Übung machen. Schaffen sie eine Aufgabe beim ersten Mal nicht, bekommen sie von der App einen Tipp und machen sie ein zweites Mal. Schaffen sie es dann richtig, sehen sie am Ende: boah, ich habe jetzt 70 Prozent oder so richtig! Das ist auf jeden Fall ein guter Lernmotivator, und ich sehe dann auch, dass sie darüber hinaus über Studyly auch eigene Übungen machen, weil sie sagen: Hey, schau, ich kann das doch!


STUDYLY: Das heißt, da siehst du auch, dass die Schüler*innen aktiv mit unseren Hinweisen und Lösungswegen arbeiten?

RAPHAEL: Ja. Also das sehe ich nicht nur, sondern das bekomme ich auch als regelmäßiges Feedback. Schüler*innen sagen mir, dass sie mithilfe von diesen Erklärungen am Ende dann doch noch eine Aufgabe verstanden haben. Es kommt sehr, sehr selten vor, dass sie sagen: Trotz der Erklärungen haben sie es immer noch nicht verstanden. Wir gehen in solchen Fällen dann gemeinsam mit Computer und Beamer Schritt für Schritt die Lösung durch.


STUDYLY: Manche Lehrer*innen haben ja Vorbehalte, ob sie Studyly schon in der fünften Klasse (9. Schulstufe) einsetzen sollen. Wie hast du Studyly in der fünften Klasse einsetzen können? Bringt das was?

RAPHAEL: Ich fange eigentlich schon relativ früh an mit dem Einsatz von Studyly in der fünften Klasse. Einfach aus dem Aspekt, dass das Format der Schularbeitsaufgaben wie auch Übungsaufgaben für viele sehr neu ist und auch Probleme bereitet. Und da ist Studyly sehr hilfreich, weil es genau diese Kreuzerl-Aufgaben, Zuordnungsformate und so weiter gut übt.


STUDYLY: Und weil du vorhin davon gesprochen hast, dass in den Sommerferien manche Kids gerne mit Studyly üben: Gibst du denen extra Hausübungen auf oder arbeiten sie mit den automatischen Challenges?

RAPHAEL: Nein, also ich habe ihnen extra Hausaufgaben gegeben. Ich habe jeder Klasse spezifisch den ganzen Jahresstoff in einzelne Themenblöcke zusammengefasst. Und generell ist es halt natürlich empfohlen, für die, die Nachprüfungen am Ende vom Sommer haben. Ich habe aber auch ganz spezifisch den eher schwächeren Schüler*innen empfohlen, sich vor dem Start der Klasse ein, zwei Übungen individuell rauspicken zu Themen, mit denen sie letztes Jahr die meisten Probleme gehabt haben. Vor allem in der siebten Klasse haben viele auch gemeint, dass sie das auf jeden Fall nochmal anschauen als Vorbereitung, damit sie einen soliden Start in die achte Klasse haben.


STUDYLY: Und wie viele Hausübungen gibst du den Klassen mit Studyly so auf? Oder ist es das sehr unterschiedlich?

RAPHAEL: Das ist ganz unterschiedlich. Aber mit Ausnahme meiner Übergangsklasse: Ich schaue, dass auf jeden Fall alle mindestens zwei Wochen eine Hausübung aufgebe, die verpflichtend ist. Und zwei Wochen vor den Schularbeiten gebe ich ihnen vier bis fünf, die freiwillig sind. Die sind dann aber besonders motivierend, weil Übungen aus den freiwilligen Hausübungen auch wirklich fast genauso zur Schularbeit kommen können.


STUDYLY: Welche Auswirkungen auf deinen eigenen Unterrichtsalltag nimmst du denn so wahr, zum Beispiel auf deine Vorbereitungen, auf deinen Aufwand?

RAPHAEL: Ich merke auf jeden Fall, dass die Hausübungsfunktionen eine ganz gute Unterstützung für mich sind. Normalerweise ist das Hausaufgabengeben und -kontrollieren ein intensiver Zeitfaktor. Und mit Studyly fällt dieser große Faktor weg, und die zusätzliche Zeit kann ich dann in andere Bereiche reinstecken, zum Beispiel in intensivere Vorbereitung. Das ist so ein ganz, ganz großer Punkt für mich. Und ich schaue mir dann zum Beispiel vor Schularbeits-Vorbereitungsstunden an: Wer hat Übungen gemacht? Welche Teilbereiche sind nicht ganz so gut? Das ist für mich auch besseres Feedback als Schüler*innen zu fragen: Habt ihr das verstanden? Ich kann dann ganz spezifisch die nächsten Übungsstunden vorbereiten.


STUDYLY: Gibt es besondere Momente mit Schüler*innen, die du mit Studyly hattest, an die du dich erinnern kannst?

RAPHAEL: Tatsächlich einfach generell das positive Feedback, das ich bekommen habe. Dass da wirklich auch schwächere Schüler*innen gemeint haben: Das ist einfach unglaublich motivierend. Und ich sehe im Endeffekt, dass doch Lernerfolg auch bei schwächeren Schüler*innen vorhanden sein kann. Das ist halt auch was Schönes, dass Leute, die sonst eher eine Antipathie Mathematik gegenüber haben, sagen: Ja, geht ja eigentlich doch ganz gut.


STUDYLY: Apropos Erfahrungen von Schüler*innen: Wir haben ja in Studyly ein Gamification-System eingebaut, durch das man mit Orbs belohnt wird, sich in Rankings mit anderen vergleichen kann und so weiter. Weißt du, ob deine Schüler*innen darauf anspringen?

RAPHAEL: Ganz unterschiedlich. Gerade die fünfte, sechste Klasse hat gleich gemeint: „Was? Da kann ich mir eine neue Krawatte für meinen Avatar verdienen? Herr Professor, bitte, wir brauchen mehr Übungen!“ Also das war tatsächlich eine Aussage von einem Schüler*innen, der dann unbedingt mehr Punkte verdienen wollte.


STUDYLY: Gibt es denn sonst noch was, das du gerne den Kolleg*innen da draußen zu Studyly mitteilen möchtest?

RAPHAEL: Es gibt ja die Funktion, dass man sich Aufgaben als PDF, Word-Datei oder auch als LaTeX-Code ausgeben lassen kann. Also den Schularbeitsgenerator. Und ich finde das eigentlich ganz gut, auch im Vergleich mit anderen Schularbeitsgeneratoren. Ich habe da schon einige ausprobiert, die relativ unpraktisch zum Benutzen waren, wenn man es mal so formulieren darf. Und nachdem Studyly doch benutzerfreundlich ist und die Oberfläche leicht zu bedienen ist, ist da auch wirklich die Möglichkeit, eine Schularbeit zu erstellen, mit den Aufgaben, die drinnen sind, eine super Funktion. Und das ist vielleicht auch was, das Schüler*innen dann ein bisschen mehr motivieren kann, wenn ich sage, okay, es sind diese Beispiele, die in der Art, wie sie hier sind, auch kommen. Da muss man natürlich schauen, dass man nicht genau die gleichen gibt. Das ist eh klar. Aber ich glaube, das ist für Schüler*innen auch ein ganz wichtiger Punkt, wenn sie sehen: Es kommen die Aufgaben wirklich genau von da. Wenn du das übst, kannst du es halt auch. Das ist für das Mindset von den Schüler*innen einfach ganz wichtig, glaube ich.


STUDYLY: Das ist gut zu hören. Ergänzen kann ich an dieser Stelle noch, dass unser Schularbeitsgenerator im Schuljahr 2022/23 in einer komplett neuen Version herauskommen wird: Er wird zu einem eigenständigen Tool mit Spezialfeatures wie einer kollaborativen Verwaltung, intuitivem Aufgabeneditor, 700 Exklusivaufgaben und anderem. – Raphi, ich danke dir sehr für deine Zeit und hoffe, du hast noch weiterhin viel Spaß mit Studyly.

RAPHAEL: Bitte, und hoffe ich auch.


Raphael Lanner (31) ist Mathematiklehrer am ORG Rudolf Steiner, Wien Hietzing.